Wald

Nach dem Eis kam der Wald

In der Weichsel-Eiszeit war es in Mitteleuropa so kalt, dass Baumwuchs nicht möglich war. Unsere damals heimischen Baumarten mussten auf die Balkanhalbinsel und nach Süditalien zurückweichen. Von dort aus wanderten sie vor etwa 10.000 Jahren wieder nach Norden. Im Gebiet der Senne herrschten in der Nach-Eiszeit lange Zeit lichte Wälder aus Eichen und Birken. Die sehr konkurrenzstarke Rotbuche ist zwar in ganz Mitteleuropa die von Natur aus vorherrschende Baumart, sie kam aber erst sehr spät hier an. Als ausgesprochene Schattholzart (das ist eine Baumart, die im Schatten größerer Bäume wächst und mit relativ wenig Licht auskommt) benötigt sie viele Generationen, bis sie sich gegenüber den vorherrschenden Lichtholzarten (diese wiederum benötigen viel Licht und wachsen dementsprechend in der Anfangsphase sehr schnell) wie Eiche und Birke durchsetzen konnte. Auch die Bodenverhältnisse spielten eine Rolle bei der   Ausbreitungsgeschwindigkeit der Rotbuche. Hinzu kam, dass bereits die ersten Menschen hierlebten, als die Rotbuche ankam, und die weitere Entwicklung der Landschaft entscheidend beeinflussten. Alle diese Faktoren führten in der Senne vermutlich dazu, dass die Rotbuche hier in der natürlichen Vegetation bisher keine große Rolle gespielt hat.

Kiefernkeimling (Foto: H. Arjes)

Eichen und Birken – die natürlichen Baumarten der Senne

Im Atlantikum (auch Eichenmischwaldzeit genannt), einer warmen Periode nach der letzten Eiszeit, die etwa mit der Mittelsteinzeit zusammenfällt, waren Eichen weit verbreitet. Seitdem sind sie ständig zurückgegangen, auch wenn sie im Mittelalter und in der Neuzeit stellenweise forstlich gefördert wurden. In der Senne kommen zwei Eichen vor, Stiel-Eiche (Quercus robur) und Trauben-Eiche (Quercus petraea). Beide Arten bastardieren miteinander, so dass es im Einzelfall manchmal nicht leicht ist zu entscheiden, welchen Baum man genau vor sich hat. Die Stiel-Eiche ist in der Senne insgesamt häufiger. Beide Eichenarten kann man anhand der Blätter und Früchte gut unterscheiden: Stiel-Eichen haben langgestielte Früchte und sehr kurz gestielte Blätter mit Öhrchen am Grund; Trauben-Eichen haben kurz gestielte Früchte (die wie bei der Stiel-Eiche in Trauben zu 2–5 zusammenstehen) und lang gestielte Blätter ohne Öhrchen. Auch zwei Birkenarten kommen in der Senne vor. Allerdings ist die Moor-Birke (Betula pubescens) auf moorige und nasse Standorte beschränkt und nicht sehr häufig. Dagegen ist die Sand-Birke oder Hänge-Birke (Betula pendula) praktisch überall in der Senne zu finden. Sie ist sehr anspruchslos und kommt – ähnlich wie die Kiefer – mit den ärmsten Böden zurecht. Mit Hilfe der vielen leichten Früchte kann sie sich schnell und weit verbreiten. Nach der letzten Eiszeit waren Birken und Kiefern die ersten Pionierbäume in der bis dahin baumlosen Tundra. Mit ihrer weißen Rinde und ihrem schlanken Wuchs sind Birken unverwechselbar. Im Alter bekommen sie eine schwarze, tiefrissige Borke. Birken blühen vor dem Austrieb der 3-eckigen Laubblätter. Die Blüten sitzen in Kätzchen. An einem Baum finden wir sowohl Kätzchen mit männlichen als auch Kätzchen mit weiblichen Blüten.

Birkenwald (Foto: H. Arjes)

Kiefernwälder in der Senne

Kiefernwälder beherrschten kurz nach der letzten Eiszeit unsere Region, wurden aber im Lauf der natürlichen Sukzession durch Laubwälder ersetzt. In der Naturlandschaft der Senne waren Kiefernwälder nur noch auf Randbereiche von Mooren beschränkt – hier war es für Laubbäume zu nass und zu nährstoffarm. Nur die Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) und die Moor-Birke (Betula pubescens) kommen mit diesen extremen Verhältnissen zurecht. Seit dem 17. Jahrhundert wurden Kiefern in der Senne gepflanzt, um Dünen zu befestigen. Nach dem Ende der Heidebauernwirtschaft wurden seit Mitte des 19. Jahrhunderts auch Heiden großflächig mit Kiefern aufgeforstet. Heute nehmen sie immer noch einen großen Teil der Waldfläche in der Senne ein. Alte Kiefernbestände bilden sehr lichte Wälder mit einer geschlossenen Vegetationsschicht am Boden. Diese kann aus Gräsern bestehen, z. B. der Draht-Schmiele (Avenella flexuosa), oder aus Zwergsträuchern, hauptsächlich der Heidelbeere (Vaccinium myrtillus). Hier finden sie weitere Informationen zu Pflanzen und Tieren, die in den Wäldern der Senne vorkommen und zu Naturschutzgebieten, in denen Sie diesen besonderen Lebensraum durchwandern können.  

Kiefernwald (Foto: H. Arjes)

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